The Cat von Sophie

Ein helles Licht strahlt genau vor meinen Füssen in mein Wohnzimmer rein, es fühlt sich so warm und vertraulich an. Ich stosse mich vom Sofa ab und schleiche langsam zum Fenster, wo die Strahlen beginnen. Ich öffne es und auf einmal nehmen die hellen Strahlen eine rote Farbe an, ein Hauch von Angst durchflutet mich. Die Farbe ähnelt Blut. Aus dem Nichts wird die Haustüre aufgestossen und es kommt ein kalter und feuchter Wind hereingeblasen, der ebenfalls eine blutrote Farbe hat. Er stösst meine Blumen vom runden kleinen Wohnzimmertisch herunter und stösst das Bücherregal um. Die Bücher liegen alle auf einem Haufen neben dem Wohnzimmertisch, aber ich beachte sie nicht länger sondern wende meinen Blick wieder zu dem Wind der den Raum durquert. Der Wind schiesst wie eine Pistole direkt auf mich zu, ich ducke mich und halte meine Hände über mein schweissnasses Haar, der Wind aber greift nicht mich an, nein, er bleibt sogar vor mir stehen! Ich schaue zu ihm hinauf und sehe ein Gesicht vor mir. Das Gesicht hat keinen Ausdruck, nur strahlend blaue Augen. Ein Mund öffnet sich langsam und es kommen zwei Hände herausgeschossen. Gelähmt blicke ich auf die Hände und bewege mich nicht. Die Hände packen meinen Hals und würgen mich. Mein Schrei durchdringt den ganzen Raum, ich fange an mit meinen Füssen den Wind zu treten aber er löst sich nicht auf. Eine dritte Hand ist plötzlich vor meinem Gesicht und drückt zwei Finger in meine Augen. "Miauw!" Ich schlage meine Augen auf und sehe meine Katze neben mir liegen. Ihr bräunliches Fell glänzt in der Morgensonne, die vom Fenster hereinscheint. Erst jetzt merke ich, dass mir Schweisstropfen von der Stirn heruntertropfen, also greife ich nach der Decke, aber sie ist nicht vorhanden. Ich merke, dass ich im Wohnzimmer auf dem Boden liege. Mein Blick wandert sofort zur Haustür, die sperrangelweit offen steht. Geschockt drehe ich meinen Kopf zum umgestossenen Bücherregal. Es hat sich nichts verändert, seit ich geträumt habe. Moment, war es überhaupt ein Traum gewesen. Sogar die Blumenvase liegt zerbrochen auf dem Boden. "Hallo?", ich drehe meinen schweissnassen Kopf zur Haustüre, wo mein Vermieter steht. Seine blonden Haare fallen ihm ins Gesicht und verdecken seine Sonnenbrille. Hinter ihm steht eine junge, schlanke Frau, die aber doch sehr robust aussieht. Sie schwingt ihre langen braunen Haare hinter ihre Schultern und schaut mich nur dumm an. "Kann ich ihnen behilflich sein?", frage ich nach einer langen Zeit des Schweigens. "Tut mir leid, dass wir sie stören, wir wollten fragen, ob alles in Ordnung ist. Wir haben die ganze Nacht lang Schreie gehört und auch ein lautes Poltern", antwortet die Frau. Ich verstehe sie kaum, sondern höre nur ein Rauschen. Ich taste meine Ohren ab, sie schmerzen sehr. Ohne zu antworten stehe ich langsam auf. Während ich zum Wandspiegel taumle, fühle ich ihre Blicke auf meinem Körper. Meine Augen sind leuchtend rot, als ich in den Spiegel schaue, meine Haare weiss wie Schnee und das hellblaue Nachthemd ist mit Schweiss von mir getränkt! Meine Ohren sind nicht mehr vorhanden. Schnell drehe ich mich zur Haustür. "Was zum Teufel ist", doch die Frau und der Mann sind nicht mehr hier. Mein Brustkorb hebt und senkt sich enorm schnell. Immer noch aber fühle ich Blicke auf mir, rede mir aber ein, dass ich mir das nur einbilde. Langsam aber weiss ich nicht mehr was Einbildung ist und was nicht. Mein Blick schweift wieder in den Spiegel. Der Raum ist leer und die Wände sind pechschwarz. Von draussen her schwimmt eine rötliche Flüssigkeit in den Raum, welchen ich aber nicht mehr als mein Wohnzimmer erkenne. Plötzlich scheint wieder ein Licht vom Fenster herein, diesmal aber ist es weiss wie meine Haare. Ich sacke auf den Boden zusammen, schliesse meine Augen, halte meine Ohren zu und schreie. Ich habe Angst und versuche an etwas Schönes zu denken. Mehrmals hole ich Luft um zu schreien, aber meine Schreie verstummen, obwohl ich weiterhin meinen Mund offen habe. Das Hämmern gegen ein Glas hallt ebenfalls durch den Raum. Ohne dass ich es will, dreht sich mein Kopf zum Fenster, wo ich wieder dieses Gesicht mit den blauen Augen sehe. Es kommt diesmal aber nicht auf mich zu. Nein! Es summt eine Melodie, die so lieblich und warm tönt. Erneut will ich schreien, da die rote Flüssigkeit mir jetzt bis zu den Knöcheln reicht. Mein Blick geht wieder auf das Fenster zu, aber das Gesicht ist weg. Eine Puppe schwebt vom Fenster hinein. Sie landet genau vor meinen Füssen. Ich möchte sie am liebsten von mir weg schmeissen. Als ich sie aber packen will, klebt sie an meinen Händen. Ich schüttle meine Hand um sie wegzubekommen. Nun drehe ich meine Hand, um ihr Gesicht zu sehen. Ihre schwarzen Knopfaugen starren mich gross an, nur ist ihr Mund nicht vorhanden und ihr Kleid besteht aus einem Tuch. Meine Angst läuft kalt meinen Rücken hinunter. In ihrer linken Hand hält die Puppe eine kleine goldene Nadel. Als ich mich erneut umsehen will, sticht sie die Nadel in meine Hand. Ich fühle meinen Körper nicht mehr, ich bin wie gelähmt. So falle ich mit dem Rücken auf den Boden. Die rote Flüssigkeit überschwemmt mein Gesicht. Ich schlucke diese Flüssigkeit mehrmals und sie schmeckt salzig. Erneut ringe ich nach Luft, schlucke aber nur noch die Flüssigkeit. "Miauw" ist das letzte, was ich höre, bevor ich ertrinke.

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