Die geheimnisvolle Schule von Gian

Hallo, ich bin Lara. Ich erzähle euch heute die Geschichte, wie ich meine beste Freundin Julia verloren habe. Es war vor 10 Jahren gewesen. Ich wohnte damals noch in einem Dorf namens Döttingen in Los Angeles, mit meinen zwei Geschwistern und meiner Mutter.
Es war ein ganz normaler Tag. Mein Bruder Lars ging in die Schule und kam am Nachmittag nach Hause. Er war sehr verängstigt, ich würde sogar sagen verstört. Ich fragte, was geschehen sei, doch er beachtete mich gar nicht, sondern ging einfach auf sein Zimmer. Eine halbe Stunde später kam Anita nach Hause, so hiess meine Schwester. Ich fragte sie, ob sie wisse, was mit Lars passiert sei. Sie konnte es mir aber nicht sagen, ich sah aber, dass sie auch sehr beunruhigt war und sprach sie drauf an. Sie drehte sich jedoch einfach um und ging davon. Ich rief ihr noch nach. „Wenn du trotzdem noch etwas weisst, dann komm und sag es mir.“ Sie drehte sich um und nickte verängstigt und lief davon. Kurz vor 20 Uhr ging ich zu meinem Bruder und fragte ihn nochmal, was passiert sei, doch er drehte sich von mir weg. Ich redete ein bisschen auf ihn ein, bis er sich umdrehte und schüchtern fragte: „Hast du schon mal eine Leiche gesehen?“ Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet, fragte ihn dann aber sehr schnell und vor allem sehr verstört: „Wo hast du die Leiche gesehen, wann hast du sie gesehen?“ Er drehte sich wieder um und ich bemerkte, dass ich zu schnell gefragt hatte. Ich fühlte mich sehr schlecht, denn ich hatte ihn überfordert. Ich ging wieder aus dem Zimmer und sagte noch meiner kleinen Schwester gute Nacht.
Es war Samstag, ich erwachte und ging direkt zu meiner Mutter. Sie lag noch in ihrem Bett und schlief, denn sie hatte am Vorabend bis spät in die Nacht arbeiten müssen. Ich lag noch etwas neben ihr, ging dann aber in die Küche und bereitete das Morgenessen vor. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass meine Freundin Julia bei mir geschlafen hatte. Also weiter mit der Geschichte. Julia kam in die Küche und beschwerte sich darüber, dass mein Bruder die Nacht über so viel geredet hatte. Worüber er denn die ganze Nacht gesprochen habe, wollte ich wissen. Er habe die ganze Zeit über eine Kiste gesprochen, die er gefunden und geöffnet habe. Bevor er aber gesagt habe, was in der Kiste sei, habe er laut aufgeschrien, sei dann aber wieder ruhig geworden. Nach einer Stunde habe es wieder von vorne angefangen und das die ganze Nacht. Ich schaute sie an und fragte sie, ob sie noch etwas gehört habe, was noch wichtig sein könne. „Wieso wichtig? Bist du etwa ein Detektiv?“ „Nein, ich würde aber sehr gerne meinem Bruder helfen, denn so verstört, wie er gestern ausgesehen hat, will ich ihn nicht mehr sehen. Aber auch egal, essen wir erst mal Frühstück.“ Nach dem Frühstuck gingen wir nochmal zu Lars und fragten ihn nochmal, was er gesehen hatte. Diesmal jedoch langsamer, damit er nicht überfordert wurde. Wir kamen sogar zu einem Ergebnis und zwar erzählte er uns, dass er in der Schule hinter dem Schulhaus eine Kiste gesehen habe, die ein Unbekannter dahin gestellt habe. Da Lars einen Entdeckerinstinkt hatte, ging er natürlich, gleich nachdem der Mann weg war, nachschauen, was darin war. Er sah einen Menschen, der ein Einschussloch im Kopf hatte. Als Lars davonrennen wollte, kam der Mann wieder zurück. Das Problem war, dass Lars mit der Jacke eingehängt war, er musste die Jacke zurücklassen, wurde aber nicht gesehen, denn er floh zu dem Pausenhof, wo die anderen Kinder spielten. Der Mann sah die Kiste offen und schaute zur Schule und rief dann jemanden mit dem Telefon an. Ich fragte ihn dann noch, wie er ausgehen habe, doch Lars schaute mich nur an und fing dann an zu weinen. Ich fragte mit einem unsicheren Gefühl, einem Gemisch aus Angst und Hoffnung. „War es etwa Mum?“ „ Nein, es war…“ Er fing an zu stocken und Julia sah zu ihm herüber und sagte: „Es ist normal, bei so einer Sache Angst zu haben.“ Lars schaute auf und hatte ein Funkeln in den Augen und sprang auf: „Es war der Schuldirektor!“ Ich versprach ihm, zu helfen und den Schuldirektor für sein Verbrechen zu bestrafen. Es war nun schon 22:30 Uhr, als wir langsam alle Puzzlestücke zusammengesetzt hatten. Plötzlich kam Mum ins Zimmer mit ihrer Halloweenmaske. Wir schauten sie an und hatten alle so ein komisches Gefühl, denn wir wussten nicht, dass Mum eine neue Maske gekauft hatte. Plötzlich sprang Julia auf und schlug mit dem Stuhl auf meine Mutter ein, bis diese umkippte. Ich konnte nichts tun, denn Julia war sehr entschlossen und sah sehr ängstlich aus. Lars sprang hoch und ging dazwischen und warf Julia zurück. Ich war wie gelähmt und konnte nichts tun, denn ich war von der Maske wie gelähmt. Als Julia zurückschoss, schlug sie sich den Kopf an dem Schreibtisch an und wurde ebenfalls ohnmächtig. Ich rief den Rettungsdienst und eine Stunde später waren wir alle im Spital. Mum hatte eine Gehirnerschütterung und ihr rechter Arm war ausgekugelt. Bei Julia war es halb so wild, sie hatte einfach eine Platzwunde am Kopf.
Am nächsten Morgen traf ich mich mit Julia bei der Schule, denn wir wollten den Schuldirektor finden. So um 12 Uhr verliess der Direktor das Schulhaus und ging dann nach Hause und war da etwa für eine Stunde, bis er wieder ging und in eine verlassene Fabrik kam. Wir verloren ihn in der Fabrik und teilten uns auf und suchten nach dem Direktor. Ich fand ihn und rief nach Julia, sie meldete sich jedoch nicht. Also beschloss ich, nach ihr zu suchen. Nachdem ich die Fabrik fast ganz abgesucht hatte, fand ich ein riesiges Loch im Fussboden. Ich schaute hinunter, doch bevor ich etwas sehen konnte, wurde ich von hinten gestossen und fiel. In meinem Kopf gingen in diesem Moment grausame Dinge vor. Ich hatte Angst und sah meinen Tod schon kommen. Ich fiel aber gar nicht so weit runter, wie ich gedacht hatte! Ich fiel sogar weich. Leider hatte ich mein Handy beim Sturz verloren, daher konnte ich erst nicht sehen, wo ich war. Als ich durch die Hölle ging, hörte ich einen Schmerz- und zugleich Angstschrei. Ich lief zurück und sah, wie Julia auf einem Felsen lag und sich den Kopf aufgeschlagen hatte. Sie schaute mich an und flüsterte mir mit einer feinen Stimme ins Ohr, dass ich abhauen solle, denn ich solle der Polizei Bescheid sagen. Bevor ich sagen konnte, dass ich weder ginge noch sie alleine lassen würde, fiel ein grosser Stein von oben auf Julia drauf. Von oben hörte ich die Stimme vom Schuldirektor, der mit einem anderem Typen über den Tod von mir und Julia sprach. Ich sass da unten und konnte nichts tun. Plötzlich riss mich ein Surren aus den Gedanken. Neben mir lag mein Handy. Es war der beste Moment, den ich je erlebt hatte, denn es war meine Mutter, die mich anrief. Ich erzählte ihr die Geschichte. Ich hatte noch nie in meinem Leben so ein Gefühlschaos gehabt, denn ich war so glücklich, mit meiner Mutter über die Sache zu sprechen, war aber geschockt über die Brutalität des Direktors, traurig darüber, dass Julia tot war. Als dann die Polizei und die Feuerwehr kamen, wurden der Direktor und der andere Typ, der übrigens der Anführer eines Drogenkartells war, verhaftet. Ich wurde gerettet.
Mein Bruder ist seither immer für mich da, denn er war so dankbar, dass er sogar einen Zeitungsartikel für die Los Angeles Post schrieb. Als ich meine Schule beendet hatte, wurde ich vom FBI eingestellt, und lebe seither in Kalifornien.
Zwei Wochen nach diesem Interview wurde Lara von ihrem ehemaligen Direktor auf der offenen Strasse in San Francisco erschossen.

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