Das verlassene Schulhaus von Ralf


Nach einem wunderschönen Schultag in der Rieti schlenderte ich entspannt nach Hause. Zu Hause erledigte ich meine mühseligen Mathehausaufgaben, die Herr Frey gegeben hatte. Mir grauste, denn ich sah einen Blutfleck auf dem Blatt, das in meinem Schulfach gelegen hatte. Als ich fertig geworden war, war schon Mitternacht. Ich hatte keine guten Erfahrungen mit der Geisterstunde. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass die Geister Kontakt aufnehmen wollten, denn in der Geisterstunde geschahen immer mysteriöse Dinge. Einmal hatte sich mein Haus selbständig gemacht, die Spülmaschine und Waschmaschine waren gelaufen, ohne dass ich sie angestellt hätte. Der Blutfleck ging mir nicht mehr aus dem Kopf, also beschloss ich, in die merkwürdige Schule zu gehen, die sich „Rieti“ nennt, um nachzuschauen. Das Fahrrad neben unserer Haustür kam mir gerade recht. Bei der Schule angekommen, bekam ich ein mulmiges Gefühl, denn es brannte kein Licht in der Schule. Herr Frey war sonst um diese Zeit immer im Schulhaus, aber es weiss niemand, was er da so spät noch tat. Das Gefühl, dass etwas Schlimmes geschehen war beschlich mich. Das Haupttor war leider geschlossen, doch unten fand ich einen offenen Eingang, ob zu meinem Glück oder Pech sollte sich erst noch herausstellen. Es war gruselig, und als ob dies nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hörte ich leise, mysteriöse Geräusche. Ab diesem Zeitpunkt litt ich unter Todesangst, in der Geisterstunde, in einem dunklen Schulhaus, auf der Suche nach dem Ursprung der Blutflecke. Irgendwie überwand ich mich und schlich mich zu unserem Klassenzimmer, mit gefühlt letzter Kraft. Im obersten Stock fand ich eine gewaltige Nebelwolke vor, die aus unserem Klassenzimmer kam. Meine Angst legte sich ein bisschen. Das Klassenzimmer war in dichten Nebel gehüllt, der von Herr Freys Nebelmaschine kam. Dort, in seinem Bürostuhl, lag ein Mensch, dem ein Messer in der Brust steckte. Mein Kopf war leer. Als ich näher hinschlich, bemerkte ich, dass es Herr Frey war, der da im Bürostuhl lag. Ich fragte ihn mit Tränen in den Augen: „Nein! Was ist denn mit ihnen geschehen?“ „Oh Ralf, da bist du ja, mir ist nicht mehr zu helfen", krächzte heiser Herr Frey, „ich habe eine Party machen wollen, doch der Hausmeister hat schon lange etwas gegen mich, er hat mich niedergestochen. Er verpasste mir auch noch eine ins Gesicht, worauf ich Nasenbluten bekam.“ Mir fiel ein: „Aha, darum waren auf meinen Hausaufgaben Blutflecke.” Mit letzter Kraft gab Herr Frey von sich: „Räche dich für mich.” Dies waren seine letzten Worte. Ich zog an dem blutverschmierten Messer, bis es heraus war, es gab ekelhafte Geräusche und es spritzte unglaublich viel Blut. Mir fiel es nicht leicht, denn es war mal mein Lehrer gewesen. In diesem Moment hörte ich einen lauten Schrei. Mit dem Messer in der Hand rannte ich so schnell, wie ich konnte, den Gang hinunter.

Vor der Türe lag der Hausmeister, in Ohnmacht. War er wohl von einem Geist so erschreckt worden? Jetzt wurde es mir elend schlecht. Ich erinnerte mich an die Worte von Herrn Frey, ich stach zu und schrie: „Das ist für alle Qualen, die Herr Frey erleiden musste!“ Ein gruseliges Geräusch wurde immer lauter, weshalb ich dann fortrannte. Seit diesem Abend kam keine menschliche Seele mehr lebendig aus dem Schulhaus raus, weswegen dann die Schule auch geschlossen und den Geistern überlassen wurde.

Lade hier den Text als PDF herunter.