Die Hütte der alten Frau von Rachel
„Aua!”, sagt Chloe mit lauter Stimme, „du hast mein Gesicht mit einem Ast getroffen.” „Sorry, ich muss meine Drohne finden, sie hat mehr als 400 Franken gekostet”, antwortet George schnell. „Hört doch einmal auf zu jammern”, sage ich genervt. „Lass uns nach Hause gehen, es wird dunkel.” „Ich bin dafür!”, sagt Chloe. „Kommt schon, Leute, nur eine halbe Stunde, dann gehen wir nach Hause”, sagt George und versucht uns zu überzeugen. „Wir können ja morgen weitersuchen. Komm Chloe, wir gehen jetzt.” George sieht ziemlich traurig aus, aber er stimmt zu. Ich und Chloe sind ungefähr fünf Minuten unterwegs, als George uns anruft. „Was, George?”, fragen ich und Chloe. „Erinnert ihr euch noch an die Geschichte des Dorfes? Die mit der alten Frau, die im Wald in ihrer Hütte lebt?”, fragt George aufgeregt. „Ja, George”, sagen ich und Chloe gleichzeitig. „Alle sagen, dass die Hütte niedergebrannt und dass sie weg sei. Sie liegen aber falsch. Die Hütte ist hier. Direkt vor mir!” „Rede keinen Quatsch, George. Hast du die Drohne gefunden?”, frage ich genervt. „Ich gehe rein”, sagt George, ohne die Frage zu beantworten. „Was? Nein!”, rufe ich und stehe still. „Weisst du was? Du hast recht”, sagt er fröhlich. Chloe und ich sehen uns erstaunt an. George fährt fort: „Morgen ist Halloween. Lass uns die Nacht da verbringen, in dieser Hütte.” Ich und Chloe verdrehen unsere Augen genervt und seufzen laut: „Okay, morgen, sechs Uhr abends treffen wir uns am Waldrand. Danach kannst du uns zeigen wo diese Hütte ist. Deal?” „Deal”, einigt sich George mit uns. Chloe und ich gehen wieder los. Chloe sagt wie aus dem Nichts: „Du denkst nicht wirklich, dass diese Hütte der alten Frau gehört, oder?” „Nein, sicher nicht, er will uns nur einen Streich spielen. Ich wette, die Gemeinde hat dort eine neue Hütte gebaut oder so”, sage ich. „Ja, du hast wahrscheinlich recht”, antwortet Chloe. „Mama, hast du meinen Pullover gesehen?”, frage ich in Eile. „Ja, Liebling, deinen Pullover habe ich zuletzt auf dem Sofa gesehen”, antwortet Mama. „Ich bin spät, ich bin spät, es ist schon sechs Uhr und bin nicht einmal losgelaufen”, sage ich leise. Ich renne den Hügel hinauf zum Waldrand. Es ist stockdunkel. Ich sehe Chloe, aber George ist nirgends zu sehen. „Wo ist George?”, frage ich. „Ich weiss auch nicht, es ist schon sechs Uhr”, antwortet Chloe besorgt. „Warten wir noch zehn Minuten, bis er kommt. Wenn er immer noch nicht kommt, gehen wir zu dem Ort, an dem wir ihn gestern verloren haben. Die Hütte ist sicher nicht weit von dort“, schlage ich vor. „Okay, ich hoffe, er ist auf dem Weg“, antwortet Chloe. Zehn Minuten später ist er immer noch nicht hier. „Wo ist er?“, fragt Chloe noch besorgter als vorher. „Vielleicht ist er schon zur Hütte gegangen“, sage ich. Chloe seufzt: „Stimmt, er ist wahrscheinlich zur Hütte gegangen und hat die Schlafsäcke vorbereitet.“ „Okay, gehen wir“, sage ich. Chloe und ich schalten unsere Taschenlampen an und gehen durch den Wald. Es ist neblig. Das einzige Licht ist das Licht des Mondes und dasjenige unserer Taschenlampen. Chloe hört plötzlich auf zu gehen. „Hörst du das?“ „Was?“, frage ich. „Das...das leise Schlagen, boom, boom, boom.“ Ich stoppe, um das Geräusch zu hören. Und ja, ich kann ein sehr leises Klopfen hören. „Ich denke, es kommt von dieser Richtung“, flüstert Chloe. Ich nicke. Wir folgen dem Geräusch und sehen eine alte hässliche Hütte. „Das muss die Hütte sein, von der George gesprochen hat“, sage ich. „Sie sieht aber nicht neu aus“, sagt Chloe mit zittriger Stimme. Das Geräusch ist jetzt lauter. Ich gehe zum Eingang und Chloe läuft hinter mir. Ich muss die Tür aufschieben, da sie keinen Türgriff hat. Die Tür ist feucht und schimmelig, komplett widerlich. „Es stinkt hier drin nach Leichen“, flüstert Chloe. Ich nicke. Das Geräusch ist jetzt sehr laut. Wir sehen ein Zimmer und die Tür ist leicht geöffnet. Ich sehe Chloe an und sie sieht sehr verängstigt aus. Ich drücke die Tür auf und meine Augen weiten sich vor Entsetzen. Ich kann mich nicht bewegen. Überall ist Blut. Und als meine Taschenlampe nach hinten leuchtet, sehe ich George, der an seinem Hals hängt und gegen die Wand schwingt. Boom, boom, boom.
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