Die tödliche Kreuzfahrt von Flurin
Hi, ich bin Tom, ich bin 25 Jahre alt und komme aus London. Ich arbeite zurzeit auf einem grossen Dampfschiff. Das Schiff ist sehr modern und die Fahrgäste sind meist noble Leute. Meine Aufgaben auf dem Schiff sind Gästebetreuung und Hotellerie. Ich empfange die erste und zweite Klasse und führe sie in das Schiff ein. Mein Job macht mir sehr viel Spass. Mein Tagesablauf ist meist gewöhnlich. Doch in letzter Zeit sind ein paar seltsame Dinge auf dem Schiff passiert. Zum Beispiel letzte Nacht, da bin ich aufgewacht, weil ich ein kratzendes Geräusch gehört habe, obwohl es durch die Vibration der Maschinen fast übertönt worden ist. Ich zog meinen Morgenmantel an und schlich aus der Kabine in den Flur. Die Lichter flackerten und in mir stieg ein unwohles Gefühl auf, doch ich schenkte dem flackernden Licht keine Beachtung, da ich davon ausging, dass der Generator wieder ein wenig Probleme machte. Ich ging dem Geräusch nach in Richtung der angestellten Treppe, als ich einen Schrei hörte. Er kam aus der Richtung der Küche vom „Café du Paris“. Ich rannte den Flur entlang, in mir wuchs die Angst immer mehr, doch die Neugier war grösser, so betrat ich die Küche und machte das Licht an. Ich sah auf dem Hauptzubereitungstisch ein blutverschmiertes Messer liegen. Mein Magen zog sich zusammen und mir wurde übel. Ich musste mich in ein Spülbecken übergeben. Ich hörte ein metallenes Schleifen. Ich drehte mich um und sah das Messer in der Luft schweben und in der Luft herumschlingern! Ich wollte schreien, doch ich brachte einfach keinen Ton raus. Das Messer bewegte sich auf mich zu. Ich hatte warm, doch mich fröstelte gleichzeitig, mir wurde ganz schwindelig und das Letzte, was ich bei Bewusstsein sah, war dass das Messer zu Boden fiel, dann wurde mir schwarz vor Augen. Das nächste, woran ich mich erinnern konnte, war dass ich im Krankenzimmer aufwachte und der Kapitän, ein Arzt und eine Krankenschwester neben meinem Bett standen. Der Arzt fragte mich, wie es mir ginge und ich antwortete: „Es geht mir soweit gut, ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen.” Der Kapitän fragte mich anschliessend: „Was ist denn geschehen?” Ich erzählte alles, was mir in der Nacht passiert war. Er meinte, es würden sich in letzter Zeit die Ereignisse häufen. Letztens war eine Tür von einer Kabine von aussen zugedrückt worden, doch als er die Tür aufgebrochen hatte, sah er weit und breit niemanden. Er sagte zu mir, ich solle den anderen Mitarbeitern sagen, sie sollten aufmerksam sein und aufpassen, doch den Passagieren nichts sagen und sich nichts anmerken lassen. Und so sass ich nun wieder an der Rezeption und half den Passagieren bei Problemen. Ich schaute auf meine Taschenuhr und sah, dass es gleich Mittagessen geben würde. Also wies ich die Leute, die sich noch herumtrieben, freundlich darauf hin, dass es in zehn Minuten Mittagessen geben würde. Am Nachmittag hatte ich frei, da ich am Abend Nachtschicht hatte. Als das Abendessen fertig gegessen war, begab ich mich zu den Passagierräumen und kontrollierte, ob alles gut war. Die Passagiere berichteten mir nur Gutes von der bisherigen Reise mit dem Schiff. Das war auch so zu erwarten gewesen, denn es war ein brandneues Schiff. Bereits in drei Tagen würden wir in New York angekommen sein. Es wurden immer weniger Leute, die sich noch herumtrieben, also beschloss ich, mich zu den Liften zu begeben. Als ich in den Lift eingestiegen war, bat ich den Liftjungen, mich ins G-Deck hinunterzufahren. Als wir angekommen waren, stieg ich aus, bedankte mich und sagte dem Liftjungen, er solle in 10 Minuten wiederkommen. Ich ging mit sicheren Schritten in Richtung Technik, blieb vor dem Schaltschrank stehen und lauschte dem gleichmäßigen Takt der Dampfmaschine im Bauch des Schiffes. Ich legte den Schalter am Schaltschrank um und schaltete damit die Nachtbeleuchtung des Schiffes ein und die hellen Lichter aus. Es wurde dunkler und ich ging gelassen aus dem Raum in Richtung Lift, als plötzlich ein Schrei aus einem nahegelegenen Raum durchs Deck hindurch zu hören war. Instinktiv rannte ich dem Schrei entgegen. Als ich in dem Raum angekommen war, schaltete ich das Licht ein und sah eine Leiche auf dem Boden liegen. Ich konnte nicht fassen, was ich da sah und mir wurde wieder übel, doch dieses Mal musste ich es schaffen, mich nicht zu übergeben. In mir stieg die Angst, denn ich nahm an, dass der Täter noch in der Nähe sein musste. Ich sah an der Wand die Notfall-Axt. Ich schlug die Scheibe ein und entnahm dem Kasten die Axt als Verteidigungsmittel. Ich erkannte die Leiche nach längerem Betrachten. Es war eine Frau, sie trug ihren Bademantel und darunter ein Badekleid. Sie musste gerade vom Spa gekommen sein. Es handelte sich dabei garantiert um Ida Strauss, die Frau von Isidor Strauss, einem sehr reichen Mann. Ich hatte sie schon ein paar Mal getroffen. Ihr Gesicht hatte einen schreckerfüllten Ausdruck. Auch mich packte die Angst. Meine Hände waren ganz schwitzig geworden und die Axt rutschte mir fast aus den Händen. Plötzlich tauchte an der Tür das blutverschmierte Messer auf. Es war dasselbe wie das, welches ich in der Küche gesehen hatte. Es kam langsam auf mich zu und irgendwas sagte zu mir: „Guten Abend, Tom, kennst du die Frau?” Ich antwortete mit heiserer Stimme: „Ja, es ist Ida, oder? Wer bist du?” Die Stimme antwortete: „Ja, es ist Ida, ich bin Michael, wenn dir das etwas sagt.” „Nein, das sagt mir nichts”, antwortete ich. „Dann muss ich dir wohl auf die Sprünge helfen, Tom”, meinte die Stimme. "Erinnerst du dich an die Jungfernfahrt des Schiffes?” “Ja”, antwortete ich knapp. „Ich bin auch dabei gewesen, ich war einer der Heizer und bin im Kesselraum Nummer 4 umgekommen, weil mich jemand umgestossen und ich mir das Genick an der Kesseltür gebrochen hatte. Erinnerst du dich daran?” „Ja, jetzt erinnere ich mich. Aber du bist doch tot?”, sprach ich mit gedämpfter Stimme. „Ja, ich bin nur noch als Geist hier und hole mir den Tod von anderen Leuten”, sagte der Geist. Ich fragte nun mit zittriger Stimme: ”Aber warum bringst du andere Leute um? Es war doch ein Unfall?” Der Geist meinte: „Ich muss drei Personen töten, um meine Ruhe zu finden. Das hier ist die zweite Leiche an Bord dieses Schiffes.” „Wer ist denn die erste Leiche gewesen?”, fragte ich entsetzt. Der Geist fragte verwundert: „Wurde euch nicht mitgeteilt, dass ein Heizer gestorben ist? Ich habe Paul, den Heizer, der mich in den Tod gestossen hat, umgebracht.” Ich antwortete: „Nein, ich weiss von nichts. Und wer wird das dritte Opfer sein?” Der Geist antwortete mit einer traurigen Stimme: „Ich fürchte, das wirst du sein. Ich kann einfach nicht länger auf dem Schiff bleiben.” Mein Gesicht wurde ganz bleich und ich flehe den Geist an: „Bitte, bitte, nicht mich, ich möchte noch nicht sterben!” Das Messer kam immer näher. Ich sah, wie mein ganzes Leben an mir vorbeizog, da hörte ich die Lifttür aufgehen und den Liftjungen George rufen: „Tom, wo bist du?” George lief den Korridor hinunter, um mich zu suchen. Ich rief verzweifelt: „George, ich bin hier! Hilf mir bitte!” Da stach das Messer in mich ein und ein zweites Mal und ich hörte einen entsetzten Schrei von George. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
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