Das Mädchen von Aileen
Vor acht Jahren lebte ich in einem kleinen Dorf tief im Wald. Das nächste Dorf war eine Stunde mit dem Auto entfernt. In diesem Dorf, in welchem ich lebte, hatte es eine kleine Schule, einen Supermarkt und alte Häuser. Die Schule war schon über hundert Jahre alt und ziemlich verfallen. An einem nebligen Morgen in der Schule kam eine neue Schülerin in unsere Klasse. Sie hiess Anna und hatte lange, schwarze Haare, war sehr schlank und gross. Ihr langes, schwarzes Haar verdeckte ihr Gesicht. Anna war sehr merkwürdig. Sie murmelte in der Pause immer etwas vor sich hin und starrte uns an. Es war sehr merkwürdig. Nach ein paar Tagen begannen wir, sie zu necken und zu hänseln. Ich fand sie unheimlich und wollte sie so schnell wie möglich aus der Klasse raushaben. Wir leerten ihren Rucksack aus und warfen ihre Bücher aus dem Fenster. Anna tat nichts dagegen. Sie sass an ihrem Platz und starrte uns mit ihren kalten Augen an. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Am nächsten Tag kam Anna nicht zur Schule, weil sie krankgeschrieben war. Ich und meine Freunde waren natürlich glücklich darüber, einen Tag ohne das gruselige Mädchen zu verbringen, aber mir war schon von Anfang an klar, irgendetwas stimmte mit ihr nicht. In den nächsten paar Wochen passierte nichts. Wir warfen ihre Bücher aus dem Fenster, steckten ihren Rucksack in die Mülltonnen und bemalten ihren Sitzplatz. Aber sie sass still da und starrte uns an. Der Lehrer sah wie wir sie hänselten und wir wurden am Samstagabend zum Nachsitzen verdonnert. An diesem Samstagabend war es sehr finster und kalt. Kein einziges Licht im Haus brannte und keine Menschenseele war zu sehen. Ich lief wie immer meinen täglichen Schulweg in die Schule und hörte plötzlich lautes Kreischen aus dem Schulgebäude. Das Kreischen verstummte nach ein paar Sekunden und es wurde still, viel zu still. Mein Herz klopfte wie verrückt und mein Hals wurde trocken. Ich lief mit leisen Schritten zur Schule. Angekommen hielt ich Ausschau nach ungewöhnlichen Sachen in meiner Nähe und ging rein. Im Flur war kein Licht, nur Dunkelheit. Ich schlich durch den Flur zum Klassenzimmer. Plötzlich stand ich in etwas Nasses. Es war kein Wasser, auch keine Farbe. Es war Blut, viel Blut. Mein Herz stand still, als ich einen Schatten durch den Flur huschen sah. Meine Beine wurden wackelig, dennoch konnte ich zum Ausgang rennen. Ich hielt es hier nicht mehr aus, obwohl ich eigentlich hätte nachsitzen müssen, dachte ich nur noch an eines, ich musste hier raus! Am Ausgang angekommen wollte ich die Türe aufreissen und nach Hause rennen, doch die Tür ging nicht auf. Ich rüttelte an der Tür, nichts geschah! Jemand hatte die Tür abgeschlossen! Plötzlich nahm ich ein komisches Kratzen in meinem Klassenzimmer wahr. Es war ein quietschendes Kratzen. Nach einer Weile wurde es wieder still. Ich ging, ohne nachzudenken, zum Klassenzimmer, um nachzuschauen was das gewesen war. Ich ging ins Klassenzimmer hinein und schaute mich um, aber sah nichts, weil es zu dunkel war. Plötzlich schlug die Tür hinter mir zu. Meine Kehle wurde mir vor Schreck zugeschnürt und ich erstarrte beim Anblick, der sich mir bot! Es war eine grosse Blutlache auf dem Boden. An der Wand hingen verschiedene Messerarten und Waffen. Ketten und Seile waren am Boden zerstreut und in der Mitte vom Raum lagen meine kopflosen Freunde! Mir wurde speiübel und ich musste erbrechen. Es war ein grausamer Anblick. Ich rannte zur Tür, hämmerte daran und hoffte, dass sie aufgehen würde, aber die Tür klemmte. Die Fenster öffneten sich plötzlich und ein Schatten kroch hinein. Es konnte unmöglich ein Mensch sein, weil das Zimmer im 2. Stock war. Der Schatten kroch immer näher zu mir heran. Ich wollte zurückweichen, doch stolperte über einen Arm, der auf den Boden lag. Der Schatten war fast bei mir angekommen, als ich einen Schläger auf dem Boden liegen sah. Ich griff nach dem Schläger und schlug mit voller Wucht auf den Schatten. Der Schatten taumelte nach hinten und fiel auf den Boden. Mit aller Kraft riss ich an der Tür und rannte zum Ausgang. Doch auf dem Weg zum Ausgang spürte ich einen stichartigen Schmerz am Bein! Ich war von einer Spritze gestochen worden! Die Flüssigkeit wirkte und ich fiel langsam in Ohnmacht. Als ich wieder aufwachte, war ich an einen Stuhl gefesselt. Es war viel zu dunkel, um etwas zu erkennen. Aus dem Schatten im Raum kam etwas heraus. Es war Anna. In ihren Händen hielt sie was. Es waren Köpfe, Menschenköpfe von meinen Freunden! Ich schnappte vor Schreck nach Luft und versuchte, mich loszureissen. Ohne Erfolg, die Fesseln waren zu fest zugeknotet! Sie kam immer näher und näher und grinste mich finster an. Mir wurde klar, dass dies mein Ende war.
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